Erkenne und bereue

 

In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 wurden die Familie Romanow und ihre Diener im Keller des Ipatjew-Hauses erschossen auf Befehl des Uraler Arbeiter-, Bauern und Soldatenrates.

In der Liste der Opfer sind sieben Familienmitglieder verzeichnet:

-Nikolaj Alexandrowitsch, 50 Jahre alt,
-Alexandra Fjodorowna, 46 Jahre alt,
-Olga, 22 Jahre alt,
-Tatjana, 21 Jahre alt,
-Maria, 19 Jahre alt,
-Anastasija, 17 Jahre alt,
-Alexej, 13 Jahre alt.

Dazu kommen noch er Leibarzt, Jewgeni Sergejewitsch Botkin, der Koch Iwan Michajlowitsch Charitonow, der Kammerdiener Alexej Jegorowitsch Trupp, das Zimmermädchen Anna Stepanowna Demidowa.

Bis zum heutigen Tage herrscht im Volke die Meinung vor, welche durch unsere sozialistische Vergangenheit geprägt wurde, dass die Zarenfamilie rechtmäßig aufgrund ihrer Verbrechen gegen das Volk verurteilt wurde, und man geht sogar davon aus, dass die Verantwortung für die Ermordung der Zarenfamilie direkt die Henker trifft, und dass der Staat keinerlei Verantwortung für dieses Verbrechen trägt.

Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte wurde von den Mitgliedern der Romanow-Familie und deren Anhängern die Frage aufgeworfen, welche die Rehabilitierung der Zarenfamilie angeht und auch jener, die mit ihnen lebten. Die Hauptschuld, die man nach Meinung des heutigen Hauses Romanow den Erschossenen anlastete, war, dass von Standpunkt der Sowjetmacht aus „Der Zar, die Zarin und ihre Kinder Symbole des historischen Russland waren.“

Von den Juristen des Hauses Romanow wurde die Information dahingehend zusammengefasst, dass ausgehend von den historischen Quellen man davon ausgehen könne, dass die „Zarenfamilie politischen Repressionen seitens des sowjetischen Staates unterworfen wurde, die sich an Merkmalen der Klasse, des sozialen Status und der Religion orientierten. Die Freiheitsberaubung der Zarenfamilie und die Aberkennung anderer Rechte, die Verschärfung des Arrestes fand auf direkten Befehl des Oberhauptes des sowjetischen Staates statt – des Vorsitzenden des Allrussischen Zentral-und Exekutiv-Komitees, Ja. Swerdlow. Den Befehl zur Todesstrafe habe das Organ der Staatsmacht des Uralsowjet herausgegeben. Nachdem das Urteil vollstreckt worden war, wurde es als „rechtmäßig anerkannt“, durch das Allrussische Zentrale Exekutivkomitee. <> Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Zarenfamilie Repressalien unterworfen worden war, in Form der Kerkerhaft, der Einschränkung der Freiheiten und Rechte, und danach der Ermordung durch den Beschluss der staatlichen Organe, die obwohl sie verbrecherische und amoralische Anordnungen haben, dennoch nicht aus einer Bande von verurteilten Verbrechern bestand.“11 Auf diese Weise wurden alle Mitglieder der Zarenfamilie entsprechend dem Gesetz der Russischen Förderation „Über die Rehabilitierung der Opfer politischer Repressionen“ rehabilitiert und ihnen ihre bürgerlichen Rechte wieder zuerkannt.

Die Rehabilitierung der Zarenfamilie war für den heutigen Russischen Staat notwendig, damit er in seiner Geschichte die Seite der Willkür, des Ungesetzlichkeit und des Terrors für immer schließen konnte. Ansonsten würde sich ergeben, dass der Staat in der Nachfolge der Exekutivkomitees die Ermordung der Zarenfamilie im Keller des Ipatjew-Hauses bis heute „als rechtmäßig anerkennt.“ Unser gegenwärtiger Staat, der sich als Nachfolger aller Perioden der Russischen Geschichte sieht, musste vor der gesamten Welt bezeugen, dass er in einem juristischen Akt die Rehabilitierung des Zaren Nikolaj II. und seiner Familie vornimmt.

Am 1. Oktober 2008 hat das Präsidium des Obersten Gerichtes der Russischen Förderation Nikolaj II, und seine Familie als Opfer politischer Repressalien anerkannt und diese rehabilitiert. Dabei gab man offiziell zu, dass die Erschießung auf Anordnung des Staates durchgeführt wurde.

Am 30. Oktober 2009 fasste die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Förderation den Beschuss, 52 Personen aus der Umgebung der Zarenfamilie zu rehabilitieren, die nach der Revolution Repressionen unterworfen worden waren.

Und so geschah es: der Staat erkannte seine Schuld nach Ablauf von 90 Jahren, nach der Hinrichtung der russischen Zarenfamilie an.

Noch vor dieser Anerkennung kanonisierte die Kirche die Mitglieder der Zarenfamilie.

 Die Ehrung für Nikolaj II. als einen Heiligen begann zuerst offiziell in …Serbien. Die Serben empfinden bis heute eine Liebe gegenüber dem russischen Zaren, der damals den russischen Kriegseintritt sanktionierte, als im Jahre 1914 Österreich-Ungarn den Krieg Serbien erklärte. Es war Russland, das sich damals für das kleine slawische Volk einsetzte. So begann der Erste Weltkrieg. Und gerade in Serbien wurde im Jahre 1938 zum ersten Mal die Frage nach der Kanonisierung der Zarenfamilie aufgebracht.

Im Jahre 1981 wurden die sieben Mitglieder der Zarenfamilie zu den Märtyrern der Russischen rechtgläubigen Kirche im Ausland gezählt. Und im Jahre 2000 wurden sie vom Archierejski Konzil der Russischen Orthodoxen Kirche kanonisiert und man sieht sie gegenwärtig als Zaren-Märtyrer an.

Die Sanftheit und die Demut der Mitglieder der Zarenfamilie -ist ein Beispiel für uns alle. Einfach und erhaben ist deren Philosophie in einem der letzten Briefe der Zarentochter Olga aus der Verbannung ausgedrückt: „Der Vater bittet allen mitzuteilen, die ihm ergeben geblieben sind, und auch jenen auf die sie einen Einfluss ausüben können, dass sie um seinetwegen keine Rache üben sollen, da er allen vergeben hat und da er für alle betet, und dass sie auch um ihretwillen keine Rache üben sollen, und dass sie daran denken sollen, dass das Böse, was jetzt in der Welt ist, sich noch verstärken wird, aber dass nicht das Böse das Böse besiegt, sondern die Liebe allein.“

Der Umstand, dass die russische Tausendjährige Geschichte von einem solchen großherzigen Zaren gekrönt wurde, wie es Nikolaj II. war, ist schon ein gewaltiges Geschenk Gottes.

Die Dynastie der Romanows nahm ihren Anfang im Ipatjew-Kloster im Kostromer Gouvernement und endete im Ipatjew-Haus in Jekaterinburg. In diesem unzufälligen Zusammenfallen des „Ipatjew“-Bezugs sehen einige Historiker ein „Geheimnis der Ungesetzlichkeit“ – eine Verspottung jenes Treueschwures, den das russische Volk in der Kirche im Jahre 1613 abgelegt hat – nämlich das Leben in allen Bereichen, auch im politischen und staatlichen Bereich, auf dem Glauben an Gott aufzubauen.

Die Ermordung des Gottgesalbten Zaren zog schreckliche Katastrophen nach sich. Wie der General M. Ditrichs bemerkte: „Die Tragödie der Dynastie der Romanows hat sich in ein Mysterium des russischen Volkes verwandelt.“ In den folgenden Jahrzehnten wurde das Volk von vielen Unglücken heimgesucht. Der russische Schriftsteller I. S. Schmeljow schrieb in jenen Jahren: „Aber jetzt glaubt man nicht mehr an eine Seele und es existiert nichts Heiliges mehr. Die Hüllen wurden von der menschlichen Seele abgezogen. Die Kruzifixe wurden abgerissen und vertrunken.“

Der Fall der Monarchie geschah ganz und gar nicht aufgrund der Charakterschwäche des Zaren, und auch nicht wegen der angeblich falschen politischen Reformen, wie einige meinen. Und es lag auch nicht an den äußeren Bedingungen, die sich in Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts herausgebildet hatten. Der wahre Grund liegt in den Moralauffassungen des Volkes begründet, darin, dass der Glaube an Gott verloren ging.“ „Wenn es in den Tiefen des Volkes keine wahre Sittlichkeit gibt, dann wird kein guter Herrscher und keine Politik und richtige Reformen diesem Volke Wohlstand und Glück bringen. Das ist ein geistiges Gesetz“, so sagt es unser Zeitgenosse der Vater Seraphim.

Das Lossagen von der rechtgläubigen Monarchie, war im Grunde genommen, ein Lossagen von der Göttlichen Macht. In jedem Imperium fällt zuerst der Altar, und dann der Thron. Die Bolschewiki zogen die gottlose Macht vor, um gemäß dem eigenen und nicht dem Willen Gottes zu leben, was zum Aufstand gegen die von Gott gegebene Macht, gegen den von Gott Gesalbten führen musste. Um das „irdische Reich“ zu implementieren, haben sie den Platz rasch gereinigt: sie erschossen die Zarenfamilie, töteten die Priester, verbrannten die Ikonen; überall wurden tausende Bronzebüsten aufgestellt, die die neuen Machthaber rühmten. Einige Generationen haben unter der Sowjetmacht den Atheismus verkündet. Und auch heute noch zählt für viele Menschen das materielle Wohl mehr als die Göttlichen Ideale.

Im Jahre 1920 wurde in Peking in der Druckerei der russischen geistigen Mission ein Erinnerungsbruch herausgegeben „Der rechtgläubige Märtyrer-Zar“. Dieses hatte der Abt Seraphim (Kusnezow) geschrieben. In dieser ersten Publikation über den als Märtyrer gestorbenen Zaren zu jener Zeit spricht der Autor voller Schmerz über die schreckliche Sünde – die Ermordung des Gottgesalbten Zaren. Und prophetisch klingen die fast ein Jahrhundert zurückliegenden Worte: „Es werden die traurigen Tage der harten Zeit vergehen, und das russische Volk, welches den Kelch der beispiellosen Unglücke und der Trauer bis zum Grund geleert hat als Strafe für das unschuldig vergossen Blut des Gesalbten Gottes und Seiner Familie, wird sich seiner Schuld bewusst…

Das russische Volk wird die Erinnerung an seinen sehr frommen Märtyrer-Zaren feiern, und Ihn um Vergebung bitten wegen seiner schweren Sünden gegen Ihn und Seine Familie. Solange es diese Reue im Volke nicht geben wird, wird es auch keine Göttliche Gnade geben.“

„….erkenne und bereue“; schrieb M. Ditrichs, der Autor des Buches „Die Ermordung der Zarenfamilie und der Mitglieder des Hauses Romanow im Ural“, und diesen Worten kann man nichts hinzufügen.

Erkenne und bereue…

 

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