Zum Geburtstag von russischer Zarin
Alexandra Fedorowna Romanova

 

Kapitel 2

 

Liebe für das ganze Leben

 

„Wie leise man auch das Wort Liebe aussprechen mag, es reicht, wenn es zu deinem Herzen gut verständlich spricht; die Stimme der Liebe ist die Stimme des Himmlischen Lichts; die Liebe ist tief, freudig, geduldig und fest. Der Tod kann die Liebe nicht vernichten. Die Ruhe der Liebe ist wunderbar und oft süßer als Worte. Was die Liebe verbindet, kann nichts auseinander bringen.“

Notiz der Prinzessin Alisa, der zukünftigen Gattin Nikolais, in einem Tagebuch

 

Am 14. November 1894 heirateten in der Kirche des Winterpalais der Zar Nikolai II. und die Fürstin Alexandra Fjodorowna, die an diesem Tage zur russischen Zarin wurde.

In Frieden und Einvernehmen verlebten beide fast ein Viertel Jahrhundert, diese Verbindung wurde nie von einem Streit oder einen ernsthaften Zerwürfnis überschattet. Und auch noch Jahre nach ihrer Hochzeit liebten sie einander, als ob sie gerade erst geheiratet hätten.

Was auch immer um sie herum geschah, welchen Herausforderungen und Enttäuschungen sie sich auch stellen mussten, in einem waren sich Nikolai II. und Alexandra Fjodorowna immer sicher: in der Unzerstörbarkeit ihrer Gefühle zueinander und ihrer eigenen Leben „bis dass der Tod sie scheide“. Sie konnten sich nicht einmal vorstellen, wie einer hätte ohne den anderen weiterleben sollen. Und Gott gab ihnen das traurige, doch gewollte Schicksal: sie verließen die irdische Ebene gemeinsam - im selben Augenblick.

 

«Sonnenschein»

Wer aber war sie, die Liebe des ganzen Lebens des russischen Zaren, Nikolai II.?

Die Prinzessin von Hessen-Darmstadt Alisa (Alix) in der deutschen Variante) wurde im Jahre 1872 in der Hauptstadt des Hessischen Herzogtums, im Südwesten Deutschlands geboren. Sie war das sechse Kind in der Familie des Großherzogs von Hessen-Darmstadt, Ludwig IV. und der englischen Prinzessin Alice – der zweiten Tochter der Königin Viktoria.

Alice 1875

 

Alice war ein sehr lichtes und ehrliches Kind, mitfühlend und zärtlich. Man nannte sie in der Familie „Sonnenschein“. Und so wird der Imperator Nikolai II. auch später seine geliebte Frau nennen.

Die Mutter von Alice war nach strengen Regeln von Moral und Reinheit erzogen worden. Sie liebte England sehr und versuchte ihren Kindern eine echte englische Erziehung angedeihen zu lassen, die sich am Geiste von Einfachheit und Nächstenliebe orientierte: bescheidene Kleidung und Nahrung, einfache Soldatenbetten, kalte Wassergüsse des Morgens, und ein strenger Tagesablauf. Die Mutter nahm die Kinder oft in Krankenhäuser und Heime mit, um sie zu lehren, dem Leben einen Sinn zu geben und anderen Menschen mit guten Taten Freude im Leben zu verschaffen.

Als Alice sechs Jahre alt war, starb ihre Mutter während einer Diphtherieepidemie. Die seelische Verletzung, die durch den Verlust der Mutter entstanden war blieb ein Leben lang bestehen. Später wird Alice sagen, dass es sich um eine „wolkenlose, glückliche Kindheit gehandelt hat, zuerst herrschte ständiges Sonnenlicht, und dann erschien eine riesige Wolke.“

Später beschäftigten sich Gouvernanten und Mentoren mit den verwaisten Kindern. Die Königin Victoria achtete ebenso auf die Erziehung ihrer Enkel. Es wurden ständig Berichte nach England gesandt und die Erzieher bekamen Ratschläge und Anweisungen von der Königin persönlich. Die Kinder hielten sich oft und dann sehr lange am englischen Königshof auf. Die Oma kümmerte sich um die Seele ihrer jüngsten Enkelin.

So wurde die eigentlich von der Geburt her deutsche, Hessische Prinzessin, zu einer Engländerin der Erziehung nach, und was die ethischen Ansichten und das Bewusstsein betrafen, den Geschmack und Charakter und auch die Art, sich zu bewegen.

Die Prinzessin Alice bekam eine glänzende Erziehung. Sie kannte sich sehr gut in der Geschichte aus, in Geographie, in englischer und deutscher Literatur und beherrschte darüber hinaus die deutsche, englische, französische Sprache, und war eine hervorragende Pianistin.

 

Die Verlobung

 

Zum Geburtstag von russischer Zarin Alexandra Fedorowna Romanova Nikolai II

Der zukünftige Russische Zar Nikolai II. und die zukünftige Zarin Alexandra Fjodorowna begegneten sich zum ersten Mal im Jahre 1884 auf einer Hochzeit von Verwandten. Die älteste Schwester von Alice, Ella, die zukünftige Fürstin Jelisaweta Fjodorowna heiratete den Großfürsten Sergei Alexandrowitsch, den Bruder von Alexander III., dem Vaters des Thronfolgers Nikolai.

Damals wurden die jungen Leute noch Niki und Alisa gerufen, er war 16 und sie 12 Jahre alt. In seinem Tagebauch schrieb der Thronfolger Nikolai nieder, dass die kleine Alix beim Mittagessen neben ihm gesessen habe und dass sie ihm „schrecklich gefallen habe“. Und es vergehen 32 Jahre und im Jahr 1916 schreibt Alexandra Fjodorowna an ihren Mann: „Schon damals hat sich dir mein kindliches Herz voller Liebe zugewandt.“

Und dieses zarte Gefühl, das schon beim ersten Treffen erblühte verstärkte sich noch, als Alice fünf Jahre später, nun schon als Siebzehnjährige, nach Russland reiste, um ihre Schwester Ella, die Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna zu besuchen. Ihre Schwester und deren Mann waren lange die Bewahrer des Geheimnisses der beiden Verliebten und erwiesen ihnen jede nur erdenkliche Hilfe, und warben auch bei den Verwandten um Verständnis für diese mögliche Hochzeit. Doch die Verwandten beider Seiten widersetzten sich dieser Verbindung zunächst: sowohl die englische Königin Viktoria, als auch die russischen Monarchen.

Als der Thronfolger Nikolai das 21. Lebensjahr vollendete wandte er sich mit der Bitte an seine Eltern, seine Hochzeit mit der Prinzessin Alice zu segnen, und die Antwort des Zaren Alexander III. war sehr kurz: „Du bist noch sehr jung, bis zur Hochzeit bleibt dir noch genügend Zeit, und darüber hinaus solltest du folgendes bedenken: Du bist der Erbe des Russischen Throns, du bist mit Russland verheiratet und eine Frau werden wir noch für dich finden.“

Hochzeiten zwischen Dynastien waren zu allen Zeiten auch mit politischem Kalkül verbunden, und daher wollten Alexander III. und Maria Fjodorowna dem Sohn eine Partie suchen, die die Position der russischen Zarenmacht stärken sollte. Zuerst wollten ihn die Eltern mit der französischen Prinzessin Helena, der Tochter des Grafen von Paris verheiraten, der Anwärter auf den französischen Thron war. Doch als er von Helena eine Absage erhielt, beschloss der Zar den Sohn mit der Prinzessin Margarethe von Preußen zu verheiraten. Doch Nikolai ließ sich nicht darauf ein.

Im Jahre 1890, nachdem anderthalb Jahre vergangen waren, seit er mit seinem Vater über eine mögliche Heirat mit Alice gesprochen hatte, notierte er in seinem Tagebuch:

„21. Dezember 1890…Es sind nun schon anderthalb Jahre vergangen seit ich mit Vater darüber gesprochen habe und es hat sich seitdem nichts verändert, weder in schlechter, noch in guter Hinsicht. Mein Traum ist es, irgendwann einmal Alix von Hessen zu heiraten. Ich liebe sie schon sehr lange, und dieses Gefühl hat sich seit 1889 noch vertieft und ist stärker geworden, als sie im Winter für 6 Wochen nach Peterburg kam. Ich habe diesem Gefühl lange versucht, zu widerstehen, indem ich versuchte mich mit dem Gedanken abzufinden, dass mein Ideal sich wird niemals verwirklichen lassen…Doch das einzige Hindernis, das zwischen ihr und mir steht ist die Frage der Religionszugehörigkeit. Außer dieser Barriere gibt es nichts, und ich denke, dass unsere Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen. Alles folgt dem Willen Gottes, und ich hoffe auf Seine Gnade, und ich schaue ruhig und ergeben in die Zukunft.“

Nach und nach änderten die Eltern Nikolais, die die Kraft der Liebe ihres Sohnes spürten und diesem nur Glück wünschten, ihre Meinung hinsichtlich der Heirat von Nikolai und der Hessischen Prinzessin. Und Als Nikolai sie darum bat, Alix selbst einen Antrag machen zu dürfen, waren sie einverstanden, dass sich beide trafen und gestatteten dem Thronfolger der Prinzessin einen Antrag zu machen. Solch eine Möglichkeit ergab sich im Frühjahr 1894, als in Coburg die Hochzeit des Herzogs Ernst stattfinden sollte, des ältesten Bruders von Alix.

Für Nikolai war es das Schwierigste und das Wichtigste die religiösen Überzeugungen seiner Auserwählten zu überwinden, vor allem, da eine russische Zarin ausschließlich den orthodoxen Glauben haben konnte. Die im Geiste des Protestantismus erzogene Prinzessin erblickte in einer Änderung der Religionszugehörigkeit als einen Verart an ihren heiligsten Gefühlen.

Doch sie liebte Nikolai und daher quälten sie die Zweifel, wie sie sich entscheiden sollte. Ihr Herz zersprang bald angesichts der bevorstehenden Wahl, und sie hatte das Gefühl, als müsse sich zwischen Gott und dem geliebten Menschen entscheiden. In einem Brief an den Geliebten schrieb sie: „Lieber Niki, du dessen Glaube so tief ist, solltest mich verstehen; ich denke, dass es eine große Sünde ist, seinen Glauben zu wechseln. Und ich wäre ein Leben lang unglücklich und würde immer denken, dass ich falsch gehandelt hätte…. Ob ich nun richtig handele oder nicht, aber eine tiefer religiöser Glaube und die Überzeugung und ein reines Gewissen, stehen höher als alle irdischen Wünsche….Deine dich ewig liebende Alix.“ Im Coburg fand dann das Treffen statt und es kam zu einer Aussprache zwischen Alisa und Nikolai. Alisa brach in Tränen aus, gestand ihm ihre Liebe, und bat um Vergebung, aber sie gab ihr Einverständnis noch nicht.

Der Königin Viktoria tat ihre Nichte ehrlich leid, und sie überredete Alisa, ihr Einverständnis zu geben, und dabei äußerte sie den kühnen, aber für jene Zeit ungewöhnlichen Gedanken, dass die Orthodoxie und der Protestantismus sich „von den Grundlagen her wenig voneinander unterscheiden“ würden!

Alles wurde am 8. April entschieden: an diesem Tag gab Alisa ihr Einverständnis die Frau von Nikolai zu werden und ihre Religionszugehörigkeit zu ändern.

Am selben Tag schreib Nikolai in einem Brief an seine Mutter:

„…sie gab ihr Einverständnis….Ich habe wie ein Kind geweint und sie auch, aber danach änderte sich ihr Gesichtsausdruck sofort: es wurde lichter und es zeichnete sich vollkommene Ruhe in ihren Zügen ab….Für mich aber schien sich die ganze Erde zu drehen, alles sah anders aus, die Natur, die Menschen, die Orte – alles erschien schön, gut und erquickend. Ich konnte beinahe nichts schreiben, die Hände zitterten…Und sie veränderte sich auch: sie lachte und war fröhlich, gesprächig und zärtlich. Und ich weiß nicht, wie ich Gott für eine solche Wohltat danken soll.“

Zu diesem Zeitpunkt war der Bräutigam fast 26 Jahre alt und seine Braut 22.

Die Hochzeit wurde auf das Frühjahr des darauf folgenden Jahres festgesetzt. Die Braut musste sich gründlich darauf vorbereiten, die Gemahlin des Russischen Zaren zu werden. Nach Darmstadt wurde der Priester Johann Janyschew gesandt, der Alisa in den Grundlagen des Orthodoxen Glaubens unterweisen sollte und mit ihm wurde noch ein Russischlehrer hingeschickt.

Der Priester und Theologe Vater Janyschew äußerte sich anerkennend über die hohe Intelligenz der Prinzessin. Er teilte der Fürstin Jelisaweta Fjodorowna mit, dass die Prinzessin ihm solche schwierigen, tiefsinnigen Fragen zur Theologie gestellt habe, wie er sie von anderen Theologen nie gehört hat, und dass er sich selbst „oft an die Wand gedrückt“ fühlte und nicht immer eine Antwort geben konnte.

Nach der Verlobung begann Alisa Einträge im Tagebuch ihres Bräutigams zu machen. Zuerst waren diese Einträge meistens in englischer Sprache verfasst, sehr kurz: „Ich küsse dich vielmals“, „Möge Gott dich segnen, mein Engel“. Dann wurden diese von Versen und Gebeten abgelöst: „Ich habe geträumt, dass ich geliebt werde und als ich erwachte bemerkte ich, dass es tatsächlich so ist und ich dankte Gott auf den Knien. Wahre Liebe – ist eine Gottesgabe. Mit jeden Tag erstarkt sie und wird tiefer, erfüllter und reiner.“

 

Mit Russland verheiratet

 

Zum Geburtstag von russischer Zarin Alexandra Fedorowna Romanova Nikolai II

Doch bald schon begannen die Ereignisse eine dramatische Wendung zu nehmen. Der Zar Alexander III. erkrankte bereits im Januar 1894 ernsthaft. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und daher beschloss man, sich mit der Hochzeit des Thronfolgers Nikolai zu beeilen. Zu Beginn Oktober sandte man ein Telegramm, um Alisas Reise nach Russland zu veranlassen.

Alexander III. war es noch vergönnt, die Ehe seines Nachfolgers mit der zukünftigen russischen Zarin zu segnen.

Am 20. Oktober 1894 starb der Zar Nikolai III. Am selbst Tag wurde durch eine Priester der Treueid auf den neuen Zaren Nikolai II., abgenommen, auf dem die Mitglieder der Zarenfamilie, Höflinge und Beamte anwesend waren. Und es begann die Epoche des letzten Zaren, die mehr als 22 Jahre dauerte. Am nächsten Tage nahm Alisa den Orthodoxen Glauben an und man nannte sie von nun an Alexandra Fjodorowna.

Aus diesem Anlass gab der neue Zar sein erstes Manifest heraus, in dem es hieß:

„Heute wurde die Heilige Salbung an der mir versprochenen Braut vorgenommen. Nachdem sie den Namen Alexandra angenommen hatte wurde sie zur Tochter Unserer rechtgläubigen Kirche, zur unserer großen Freude und zur Freude von ganz Russland.“

Eine Woche nach der Beerdigung von Alexander III. fand die Hochzeit statt.

Am Vorabend der Trauung notierte Nikolai Alexandrowitsch in seinem Tagebuch: „Ich habe immer noch das Gefühl, als würde es um eine fremde Hochzeit gehen, es ist sonderbar unter den gegebenen Umständen an die eigene Hochzeit zu denken!“ Doch nun gab es in seinem Leben eine Sonne – Alix, vor der Trauung sandte er ihr ein Billett: „Meine teure Sonne, ich erwachte mit deinem lieben Namen auf meinen Lippen und ich betete tief und heiß für dein Wohlergeben, deine Gesundheit und dein Glück. Meine Kleine, meine Einzige, es ist mit Worten nicht zu beschreiben, wie sehr ich dich liebe, ich bin ganz von dieser meiner Liebe zu dir erfüllt, und nur sie erleuchtet mir die dunklen Tage. Möge Gott dich segnen, meine Alix. Niki.“

Da es noch die Trauerzeit war, verzichteten sie auf Hochzeitsempfänge und Feierlichkeiten. Auch eine Hochzeitsreise fand nicht statt. Später schrieb Alexandra Fjodorowna: „Die Hochzeit war in gewisser Hinsicht eine Fortsetzung des Requiems, nur dass man mir ein weißes Kleid angezogen hatte.“

Doch die große Trauer wurde auch von großer Freude begleitet. Alexandra schrieb in das Tagebuch ihres Mannes:

“Endlich sind wir vereint, und unsere Verbindung wird ein Leben lang andauern, und wenn dieses Leben sich dem Ende zuneigt, dann werden wir uns wieder in der anderen Welt begegnen und werden für immer zusammen bleiben. Die Deine.“ „Ich habe nie geglaubt, dass es auf der Welt ein solches Glück geben könnte, ein solches Gefühl der Einheit zweier irdischer Lebewesen. Ich liebe dich, in diesen drei Worten liegt mein ganzes Leben.“

Und am letzten Tag des Jahres machten sie folgenden Eintrag im Tagebuch:

Er: „Neben der kaum zu bewältigenden Trauer hat mich der Herr mit einem Glück beschenkt, von dem ich nicht mal zu träumen gewagt hatte, er gab mir Alix.“

Sie: „Der letzte Tag des alten Jahres. Welches Glück es gemeinsam verbracht zu haben. Meine Liebe ist so stark geworden, so tief und so rein, dass sie keine Grenzen kennt. Möge Gott dich segnen und beschützen.“

Obwohl er schon im Jahre 1894 den Thron bestiegen hatte, verschob Nikolai II. seine Krönung um anderthalb Jahre, um die zwölfmonatige Trauerzeit einzuhalten. Erst im Jahre 1896 wurde das letzte Zarenpaar der Romanow Dynastie gekrönt.

Zum Geburtstag von russischer Zarin Alexandra Fedorowna Romanova Nikolai II

Die Zeremonie bestand aus der Göttlichen Liturgie und dem Ritus der Zarensalbung. Der Gottesdienst dauerte fünf Stunden. Nachdem der Zar den Schwur gesprochen hatte, der bei der Krönung üblich ist, nahm der die Krone aus den Händen des Erzbischofs entgegen und legte sie zuerst sich, und dann der Zarin auf den Kopf, was bedeutete, dass beide herrschen würden. Danach nahm die Zarin die Krone ab und legte sie ihrem Gatten auf das Haupt und ihr wurde eine kleinere Krone aufgesetzt.

Später schrieb die Zarin an ihre Schwester, dass diese Zeremonie für sie so etwas wie ein Mysterium gewesen sei, welches sie mit Russland vermählt habe, und es war gleichsam ihre zweite Hochzeit die Vermählung mit Russland.

 

„…zwei Leben verbinden sich zu einem“

 

Die Tagebuchaufzeichnungen Alexandra Fjodorownas spiegeln die Tiefe wieder, mit der sie das Mysterium von Liebe und Ehe begreift. Wenn sie Bücher las, hat sie aus ihnen das herausgeschrieben, was ihren Vorstellungen über das Glück von Eheleuten und deren Pflichten am nächsten kommt, und darüber wie wichtig eine gute Atmosphäre zu Hause ist. Und vervollständigt hat sie diese Auszüge durch eigene Zusätze.

Aus dem Tagebauch von Alexandra Fjodorowna:

„Die Eheschließung ist ein göttlicher Ritus. Dieser war Teil des Göttlichen Plans, als Dieser den Menschen geschaffen hatte. Es ist die engste und heiligste Verbindung auf der Erde.“

„Der Göttliche Plan besteht darin, dass die Ehe Glück bringen möge, dass sie das Leben von Mann und Frau vollständiger macht, und dass nicht einer von beiden Verlierer ist, sondern beide gewinnen.“

„An den Hochzeitstag sollte man sich immer erinnern und man sollte diesen auch unter den anderen wichtigen Lebensdaten besonders hervorheben. Es handelt sich um einen Tag, dessen Licht bis zum Lebensende alle anderen Tage beleuchten wird.“

„Ein weiteres Geheimnis des Glücks im Familienleben besteht darin, einander genug Aufmerksamkeit entgegen bringen zu können. Mann und Frau sollten sich ständig Zeichen der zärtlichen Aufmerksamkeit und Liebe entgegenbringen. Das Glück des Lebens besteht aus einzelnen Minuten, aus kleinen Wohltaten – einem Kuss, einem Lächeln, einem guten Blick, einem aus dem Herzen kommenden Kompliment und unzähligen kleinen, aber guten Gedanken und ehrlichen Gefühlen. Auch die Liebe bedarf ihrer täglichen Nahrung.

Zum Geburtstag von russischer Zarin Alexandra Fedorowna Romanova Nikolai II

Ein anderes wichtiges Element im Familienleben – das ist der Gleichklang der Interessen. Nichts, was die Interessen der Frau betrifft sollte einem Mann, auch wenn er einen gigantischen Intellekt verfügt, gering dünken. Andererseits sollte jede weise und treue Frau sich gern für die Angelegenheiten ihres Mannes interessieren. Sie wird über jedes seiner neuen Projekte eine Information wünschen, über jeden seiner Pläne, über seine Schwierigkeiten, und Zweifel. Sie wird wissen wollen, welche von seinen Unternehmungen von Erfolg gekrönt ist und welche nicht und sie sollte über alles Bescheid wissen, was seinen Tagesablauf betrifft. Beide Herzen sollten sowohl Freud als auch Leid miteinander teilen. Möge alles in ihrem Leben eines sein. Sie sollten gemeinsam die Kirche besuchen, nebeneinander beten, gemeinsam vor den Füßen Gottes die Last ihrer Sorgen nieder legen, ob es ihre Kinder betrifft oder anderes für sie teure. Warum sollten sie auch zueinander nicht von den Versuchungen sprechen, denen sie ausgesetzt sind, über ihre geheimen Wünsche und warum sollten sie sich nicht einander helfen durch Mitgefühl, mit Worten und Verständnis? So werden sie ein Leben miteinander leben, und nicht zwei nebeneinander. Jeder sollte im Hinblick auf seine Pläne und Hoffnungen immer an den anderen denken. Und man sollte voreinander auch keine Geheimnisse haben. Auch sollten sie nur gemeinsame Freunde haben.

Und auf diese Art und Weise fließen zwei Leben zu einem einzigen Leben zusammen, und eine solche Ehegemeinschaft teilt sowohl Gedanken, als auch Wünsche und Gefühle, und Leid, und Vergnügen, und Schmerz umeinander“.

„Jede treue Ehefrau sollte die Interessen ihres Mannes teilen. Wenn es ihm nicht gut geht, dann sollte sie versuchen, ihn mit ihrem Mitgefühl zu trösten, und ihm ihre Liebe zu zeigen. Sie wird seine Pläne voller Enthusiasmus unterstützen. Und sie ist keine Last auf seinen Schultern, sondern eine Kraft im Herzen, die ihm hilft alles besser zu machen.

Uneigennützige Liebe ist Pflicht in der Familie. Jeder sollte das eigene „Ich“ vergessen und sich vor allem dem anderen zuwenden.

Die Ehe – das ist die Vereinigung zweier Hälften zu einem Ganzen. Zwei Leben sind miteinander in einer solchen Vereinigung verbunden, dass es schon nicht mehr zwei Leben, sondern eines sind. Jeder trägt bis zu seinem Lebensende die heilige Verantwortung für das Glück und das höchste Wohl des anderen.“

„Für jede Frau ist es die wichtigste Pflicht – sich um die Einrichtung ihres Hauses und dessen Gestaltung zu kümmern. Sie muss großzügig und herzlich sein…Eine wahre Frau teilt mit ihrem Mann die Last seiner Sorgen. Was auch immer dem Mann im Laufe eines Tages geschehen mag, sobald er sein Haus betritt sollte ihn eine Atmosphäre der Liebe und Sorge umgeben. Andere Freunde können Verrat an ihm üben, doch die Ergebenheit der Frau sollte sich niemals ändern. Wenn es dunkel wird und Unbilden den Mann erreichen, dann betrachten ihn die ergeben Augen der Frau, wie Sterne der Hoffnung, die in der Dunkelheit leuchten. Wenn er sich in etwas versenkt, dann hilft ihm das Lächeln seiner Frau, wieder Kraft zu sammeln und wie Sonnenstrahl die verwelkende Blume aufrichtet.“

„In jedem Haus gibt es Prüfungen, aber in einem wahren Haus herrscht Frieden, der nicht durch irdische Stürme zerstört werden darf. Das Haus ist ein Ort der Wärme und Zärtlichkeit. Und im Hause sollte man nur liebevoll sprechen. In einem solchen Hause werden sich nur Schönheit und ein warmer Charakter entwickeln. Ein Unglück unserer Zeit besteht darin, dass die leisen Familienabende durch anderen Angelegenheiten, Vergnügungen und Gesellschaftsaffären abgelöst werden.“

„Das Hauptlebenszentrum eines jeden Menschen sollte sein Haus sein. Es ist der Ort, wo die Kinder aufwachsen – wo sie sich physisch entwickeln, wo sie ihre Gesundheit stärken, und alles in sich aufnehmen, was sie zu wirklich ehrbaren Männern und Frauen macht. In einem Haus, in dem Kinder aufwachsen, werden diese von ihrer gesamten Umgebung und allem, was geschieht, beeinflusst, und auch das kleinste Detail kann einen guten oder schädlichen Einfluss hervorbringen. Auch die sie umgebende Natur formt ihren zukünftigen Charakter. Alles Schöne, was die Kinderaugen sehen, wird in ihren aufnahmefähigen Herzen widergespiegelt. Wo auch immer ein Kind erzogen wird, in seinem Charakter werden sich die Eindrücke des Ortes, wo es aufgewachsen ist, immer niederschlagen. Die Zimmer, in denen unsere Kinder schlafen, spielen, leben, müssen wir so schön gestalten, wie es unsere Mittel erlauben. Kinder lieben Bilder und, wenn die Bilder, die es im Hause gibt, rein und schön sind, dann werden sie feinfühliger sein. Doch auch die häusliche Einrichtung selbst, die rein und gut ist, wird wunderbar auf die Kinder einwirken, alles sollte geschmackvoll sein und einfacher Schmuck und angenehmer Anblick, wirken sich unschätzbar gut auf die Erziehung der Kinder aus.“

 

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